Die Familiengeschichte der Miseroni - The family of Miserony
Familie / Family Die Kunst / The art Prag /  Prague Schloß /Castle Krasov Verweise / Links

Die Familie Miseroni

Die Spuren der Familie Miseroni führen bis 1480 nach Mailand zurück.  Im Verzeichnis der Innungsmitglieder Mailands von 1460 findet sich der Eintrag von Goldschmied Francesco Miseroni wieder, der einen Affen als Meisterzeichen führte. Francesco war 1468 und1475 consul sowie 1480 und 1488 abbas der Innung.  Francecso Miseroni hatte 4 Söhne. Gasparo Miseroni und Girolamo Miseroni führten das Kunsthandwerk des Vaters weiter.   Gasparo wurde etwa 1518 geboren, Girolamo 1522. [1]

 

 Gasparo Miseroni

ca.*1460  bis +

?

 

[1] , [2]

Francesco Miseroni

*? +  < 1503

?

Ambrogio Matteo Miseroni

ca.*1480 bis +1525

Lucia Longhi De Leucho

Gasparo Miseroni

* 1518  + 1573

Giovanni Antonio Miseroni

*1520 + 1526

Girolamo Miseroni

* 1522 + >1584

Francecso Miseroni

* 1507  + 1526

Francesca Mattea Miseroni

*1500  + 1524

Bianca Girolama Miseroni

*1500  + > 1522

Orsina Miseroni

*1501  + >1525

Giulia Miseroni

*1522  + >1544

Die Mailänder Werkstatt / The workshop in Milano

Vase von Gasparo Miseroni aus dem Jahr 1560 / vases of Gasparo Miseroni in 1560, Photo: KHM [P1]

Die Brüder Gasparo und Giovanni Miseroni arbeiteten zunächst in der väterlichen Werkstatt. Die Vermögensverhältnisse der Miseroni können schön zu dieser Zeit als sehr wohlhabend bezeichnet werden. Die überlieferte Mitgift der Giulia lassen darauf schliessen. In Familienbesitz befand sich ein Haus bei der Porta Gummana sowie die Goldschmiede- und Steinschneidemanufaktur, verbunden mit einem Handelsgeschäft, das weit über die Landesgrenzen hinaus verkaufte. Soweit über Gasparo bekannt, hatte er keine Kinder, denen er das Handwerk selbst weiterreichen konnte. Gasparos Hauptwerke, in denen er neben Bergkristall auch häufig opake Steine wie Jaspis und Lapislazuli einarbeitete, befinden sich heute in Wien (KHM) und Florenz. Der Anfang des Schaffens der Miseroni von Mailand fällt in die Zeit der Beendigung der Kriege zwischen dem französischen König und den Habsburgern um das Mailänder Herzogtum. 1535starb der kinderlose Lodovico Sforza, der letzte Herzog von Mailand. Kaiser Karl V., der die Kriege nun gewann, verschenkte Mailand an seinen Sohn Phillip II., dem spanischen König.  Diese enge Verbindung mit dem römisch-deutschen Reich hatte weitgehende Folgen für die wirtschaftliche und 

künstlerische Expansion des Mailänder Familienbetriebes. Die Mailänder Werkstattbei S. Tommaso wurde von den Söhnen des Giovanni  Ambrogio Miseroni (Gasparo und Agostino Miseroni) weitergeführt.  1586 sind in der Pfarre S. Tommaso drei Häuser der Miseroni zugehörig, sie bewohnten jedoch nur eines mit 23 Personen. Die anderen waren vermietet. Die Arbeit der Miseroni in Mailand verstummt nach Ausbruch der Pest im Jahr 1630 plötzlich; nach 1633 gibt es keinen Nachweis zur Familie Miseroni in Mailand mehr. [1]

Arbeit im Palast Escorial / Work in the palace Escorial

 Über Spanien, wo der Habsburger Philipp II. regierte, erreichte nun die Renaissance Mitteleuropa. Wie zahlreiche andere Künstler boten auch die Miseroni ihre Arbeiten im Habsburger Reich an. Maßgeblich betraf dies die nächste Generation der Familie Miseroni.  Girolamo (landesspezifisch auch Gieronymo oder Hieronymus geschrieben) heiratete 1549 die Prudentia Rossi. 1558 heiratete er ein weiteres Mal eine Isabella Borsana. Die erste Ehe blieb kinderlos, aus der zweiten Ehe sind folgende Kinder bekannt: [1], [2]

 

Girolamo Miseroni

* 1522 + 1.1.1600

Prudentia Rossi

1. oo 1549

Isabella Borsana

2. oo 1558

*1538  +27.9.1613

 

[2], [3]

Giulio Miseroni

*1559 + 29.8.1594

Giovanni Antonio Miseroni

*1556 + >1586

Ottavio Miseroni

*1567 +1624

Cescare Miseroni

*>1569 +17.1.1599

Alessandro Miseroni

* 1562 + 1648

Giovanni Ambrogio Miseroni

* 1551  +4.1.1616

Pompinio Miseroni

*1549 +27.5.1592

Aurelio Miseroni

*1566 +>1612

Horatio Miseroni

* 1566 +1.11.1588

Der Vater Girolamo lehrte mit dessen Onkel Gasparo den 9 Söhnen die Handwerkskunst .  Über die Töchter ist nichts bekannt.

Julio (ital. geschrieben = Giulio ) zog es 1582 zum Bau des Palastes Escorial in Spanien. König von Spanien und Regent von Mailand, Phillip II. , baute sich hier etwa 60 Kilometer vor Madrid einen monströsen Palast.

Palast Escorial, Spanien / Palace Escoral, Spain.

Die Ausstattung des Palastes beschäftigte damals zahlreiche Künstler aus Europa. Giulio Miseroni arbeitete dort einige Zeit mit anderen bedeutenden italienischen Künstlern. Bekannt sind Jacopo da Trezzo und Pomeo Leoni.  Jacopo da Trezzo holte 1584 Giulio´s Vater Girolamo nach Madrid.  Jacopo da Trezzo forderte in einem weiteren Gesuch über König Phillip II. 1585 nochmals die Hilfe des jungen Miseroni Giulio.  Das bedeutenste Werk war der

Edelsteintabernakel des Hauptaltars  im 90 Meter hohen Dom.   Auch das schwarze Königswappen aus Onyx wird den Miseroni zugeschrieben. [2] Giulio arbeitete noch bis 1591 in Madrid,   Girolamo  kehrte möglicherweise schon vorher zurück nach Milano. Giulio blieb nach den neuesten Recherchen nicht in Madrid , sondern kehrte wie sein Vater zurück nach Milano. [1] Giovanni (Johann) Ambrogio Miseroni  wurde Girolamos Nachfolger für die Mailänder Werkstatt. Er  führte sie erfolgreich bis zu seinem Tode im Jahr 1612. [2]

Die Prager Werkstatt / The Prague workshop

1587 empfing Kaiser Rudolf II.  den Grafen Claudio Trivulzio  aus Mailand auf seiner Prager Burg.  Graf Claudio Trivulzio überreichte dem Kaiser ein Geschenk: Ein Rubin in der Größe des kleinen Fingernagels, auf dem der Reichsadler eingraviert war.  Auf seiner Brust befand sich ein Bildnis von Kaiser Rudolf II., der am Hals den spanischen Kragen trug. Wunder über Wunder ; ein Werk eines scharfen Auges und einer hervorragenden künstlerischen Hand. Die Absicht, die der Schenker mit diesem Werk verfolgte, blieb nicht ohne Folgen. Der Kaiser lud 1588 den Künstler Ottavio Miseroni und seine Brüder nach Prag. [2],[4]

Kaiser Rudolf II. / Emporer Rudolf II.

Ottavio Miseroni wurde am 22.1.1588 im Alter von 19 Jahren von Kaiser Rudolf II. als Edelsteinschleifer angestellt.  Er erhielt die Verbindung  zur Werkstatt des Vaters Girolamo, dieser reiste auch mehrmals von Mailand nach Prag. Ottavio Miseroni  ging nicht allein nach Prag, sondern bediente sich der Hilfe seiner Brüder.

Wappen der Miseroni von Lisone 1608 / Family coat of arms 1608

In Prag heiratete Ottavio 1590 die Laura di Castello aus Mailand, Tochter des kaiserlichen Hutmachers Ferrante Castello, mit der er 9 Kinder zur Welt brachte. Kaiser Rudolf II. hob Ottavio und die Brüder Giovanni, Ambrigio, Aurelio und Allessandro am 2.9.1608 in den erblichen Reichsadel und in den Adel der Erbländer Rudolfs II..  Begründet wurde dies mit der 20 jährigen Tätigkeit am Hofe des Kaisers [5].  Das vorhandene Familienwappen der Miseroni wurde somit um den Reichsadler ergänzt.  Auf dem Schild des Wappens ruht ein offener Turnierhelm mit Decken umschlungen. Der Helm ist mit goldener Krone gekrönt und besitzt als Helmzier einen ausgebreiteten Adler mit offenen Schnabel. Ottavio genoß auf Grund seiner künstlerischen Werke die besondere Gunst des Kaisers.  Er soll vom Kaiser besonders geliebt und favorisiert worden sein [4], [2].

[2[, [3]

Ottavio Miseroni

*1567 +1624

Lauro die Castello

oo 1590

 

Doinysia Miseroni

*ca. 1590 +?

Oktavia Miseroni

*< 1600  + ? 

Aurelio / Aurelius Miseroni

*1600  +1631

Jeronym / Hieronymo Miseroni

*ca. 1600  +1654

Vaclav Divis/ Dionysio Miseroni 

*ca. 1607 , +1661

Frantisek Miseroni 

*1607  +1657

Lukrecie Polyxena Miseroni

*1607  +<1610

Karel Jan Ambroz Miseroni 

*1611  +1657

 

Ludmilla Miseroni

* 1620  +1650

Von den ersten Miseroni in Prag hatte Alessandro zwei Töchter, während Ottavio fünf Söhne und vier Töchter hatte, die die böhmische Linie begründeten. Hieronymo studierte die Beamtenlaufbahn in Prag, war u.a. k.k. Kriegssekretär sowie Kanzler des Malteserordens. Er starb 1654 unvermählt nach einem Magenleiden in Karlsbad. Karel Jan Ambros wurde als Verwalter und Pächter des Lebensmittelzolls in Prag reicher Eigentümer von Realitäten (Grundstücke) in der Alt- und Neustadt Prags.   Frantisek (deutsch: Franz) war ebenso Beamter. Nach der Heirat mit Anna Splendida,  Tochter seines Amtskollegen Gotthard Gräf von Gräfenberg. Mit der Mitgift der Ehe kauften sie die Herrschaft KrasovDionysio Miseroni erbte allein das Talent des Vaters und Großvaters in der Steinschneidekunst.  Er wurde der berühmteste Künstler der Familie.  Sein Vater Ottavio ebnete ihm die nachfolge am kaiserlichen Hofe. Kaiser Rudolf II.  verstarb bereits 1612, sein Nachfolger Kaiser Ferdinand II.  verzichtete nicht auf die Arbeit der Miseroni.  Mit dem Tode von Ottavio 1624 übernahm Dionysio das Amt des Assistenten des Verwalters der kaiserlichen Sammlungen, und schon 1637 wurde er alleiniger Verwalter der der kaiserlichen Schatzkammer in der Prager Burg. Er galt als ungewöhnlich tatkräftig und als treuer Vertreter der regierenden kaiserlichen Familie. Der Kaiser folgte dem Hof nach Wien, die Schatzsammlung verblieb in der Prager Burg.  Die Aufgabe, die Dionysio in Prag übernahm ist nicht genau zu beschreiben. Praktisch jede Handlung in der Stadt ist mit seinem Namen verbunden. So war er unter anderem der Inspektor für die Befestigungen der königlichenStädte, dann für die Prager Burg und ließ vieles in Prag umbauen und ergänzen.  Seine Werkstätten befanden sich in der kaiserlichen Burg (Kammerschleiferei) sowie die Manufaktur in Bubenec (Kaisermühle).  Er handelte mit Edelsteinen, investierte in Immobilien und weiterhin arbeitete er an wertvollen Stücken.

Der Dreissigjährige Krieg  / Thirty Years' War

Im Dezember 1638 erhielt Dionysio in Prag einen Brief von Kaiser Ferdinand II. aus Wien.  Der Brief kündigte den Besuch des Grafen von Khillenberg an,  Verwalter der Schatzkammer in Wien.

Graf von Khillenberg sollte ihm nach Ankuft einen geheimen Befehl des Kaisers ausrichten.  Ursache dieses Befehls war die Entwicklung des Dreissigjährigen Krieges, wodurch eine Gefährdung der böhmischen Krönungskleinode verursacht wurde. Durch den Einfall der Feinde könnten diese geraubt oder mit ihnen ein anderes Haupt als eines der Habsburger  krönen. Die Erinnerung an den Überfall der Sachsen auf Prag war noch in frischer Erinnerung.  Dionysio schickte mit größter Geheimhaltung einen Boten nach Wien, der den Reichsapfel und das Zepter in die dortige Schatzkammer brachte.  Mit der Überführung der Krönungskleinodien von Prag in das wesentlich sichere Wien kam der Kaiser den Schweden 10 Jahre zuvor. Denn 1648 standen die Schweden vor der Stadt Prag und versuchten die Schatzkammer auszurauben.

Dionysio Miseroni, 1653

Gutta Veidl schrieb 250 Jahre später einen historischen Roman über die Ereignisse 1648 in Prag, in der Dionysio Miseroni die Hauptrolle spielt. Er wird unter Folter zur Herausgabe der Schätze gezwungen, die er sorgfältig in den weitläufigen Kellergewölben der Burg versteckte. [6] Der Roman beschreibt auch die Verhältnisse und Arbeitsgebiete des Dionysio und gibt einen nahezu authentischen Eindruck der damaligen Situation wieder (Siehe Linkliste).

[2], [3]

 

Vaclav Divis/ Dionysio Miseroni 

*ca. 1607 , +1661

Judith Mayer von Burgried

1. oo 1628

Marie Major von Grossenau

2. oo 1646

Johann Oktavius Miseroni

*1630, + 1690

Johann Karl Miseroni

*1631, + ?

Anna Miseroni

* 1633, + ?

Ferdinand Eusebius Miseroni

* 1639, + 1684

Barbara Miseroni *1642, + < 1653

I

I

 

Wenzel Eusebius Miseroni

* 1644, + 1661

Ignaz Franz Miseroni

* 1647, + 1717

Maria Laura Miseroni

* 1648, +1667 (?)

Christopha Miseroni

* 1649, + vor 1653

Anna Marie Miseroni

*1650, + 1673

Praha Haradschin / Prager Burg / Castle of Prague 2001, Photo: Jurziczek

Die Besetzung der Burg durch die Schweden dauerte nur kurze Zeit, aber die Zeit genügte einen großen Teil der Schätze zu rauben.  Legenden erzählen heute, es seien 1500 Kutschen mit den Schätzen aus der Stadt gefahren worden.  Nur ein Bruchteil der Sammlung ist heute zwischen Prag und Schweden verteilt in den Museen zu finden. Nach dem Abzug der Schweden war die Burg praktisch ausgeleert und nutzlos. Dionysio wandte sich wieder mehr seiner eigentlichen Arbeit zu: Der Steinschneidekunst.

Schon im Jahre 1650 bearbeitete er einen einmaligen Naturfund: den größten je gefundenen Bergkristall in Europa. 1653, als der Maler Karel Š kréta die Familie malte, befand sich die das Werkstück im Bildportrait noch unvollendet. Das Bild des Malers Škréta ist heute im Nationalgalerie auf der Prager Burg zu sehen.

Es hat eine Größe von 1,85 x 2,51 Metern und zeigt im Vordergrund Dionysio mit seinen Kindern.  Ferdinand Eusebio Miseroni greift links im Bild nach dem Unterteil der noch nicht fertiggestellten Pyramide. Im Hintergrund ist die Steinschneidewerkstatt mit den großen Schleifrädern zu sehen.[9]

Bild der Familie Miseroni von Škréta, 1653 / Portrait of the family Miseroni from Škréta

 1653 wurde der Familie aufgrund der Verdienste Dionysios das Prädikat “von Lisone” erteilt, das Wappen aufgebessert und mit einen Schlüssel der Schatzkammer, einen Diamanten sowie dem Reichsadler  mit kaiserlichem Monogramm ergänzt wurde. Die fertiggestellte Pyramide aus einem Bergkristall zählt zu den größten und bedeutensten Werken des Dionysio Miseroni von Lisone.  [8-148] Es ist heute im Kunsthistorischen Museum Wien zu betrachten.  In den weiteren Jahren folgten unzählige kleiner, aber nicht weniger kunstvolle Stücke aus der Kunstwerkstatt Miseroni.  Dionysio Miseroni von Lisone lernte seinen 3. Sohn aus erster Ehe,  Ferdinand Eusebio Miseroni, an.  Der dominierende Werkstoff war nun der Bergkristall. [8-155]  Vasen, Schalen, Pokale Krüge entstanden nun aus der gemeinsamen Werkstatt der Miseroni. Nicht immer ist heute eine eindeutige Zuordnung der Kunstwerke dieser Schaffenszeit von Vater und Sohn möglich.  Dionysius Miseroni lebte noch acht Jahre nach der Verleihung des Prädikats sowie des erweitertem Wappens.  Dionysius zunächst mit Judith Mayer von Burgried verheiratet, aus deren ehe drei Kinder entsprangen.  Der älteste Sohn Johann Ottavio Miseroni von Lisone war 40 Jahre lang Sekretär der böhmischen Hofkanzlei und Rat der böhmischen Revisions- und Liquidationskommission. In den Jahren 1675 bis 1678 besaß er das Gut Tetin. Vier Hochzeiten sind überJohann Ottavio vermerkt, stets mit dem niederen böhmischen Adelshaus. [2-73]   Vater Dionysio Miseroni von Lisone starb am 29. Juni 1661 in seiner Werkstatt in der Prager Altstadt. [8-115], [2-74]  .

Ferdinand Eusebio Miseroni von Lisone, 1653

Bergkristall aus 5 Teilen zusammengefügt / carved crystal, constructed in five parts, Höhe / hight: 115,4 cm , Kunsthistorisches Museum Wien / Vienna [P1]

Von seinen 10 Kindern führte Ferdinand Eusebio Miseroni von Lisone das Handwerk weiter.  Ferdinand Eusebio Miseroni von Lisone konnte jedoch die hohe Kunstfertigkeit des Vaters halten.  Am 24.11.1674 wurden die beiden Brüder und Söhne Dionysios Johann Oktavio Miseroni von Lisone (Joan=Jan) und Ferdinand Eusebius Miseroni von Lisone in den böhmischen Ritterstand erhoben.  Sie, und ihre Nachkommen dürfen sich fortan “Edler Ritter Miseroni, Herr von Lisone” nennen.

 Nach dem Tode des Vaters Dionysio verschlechterte sich die abgeleistete Handwerkskunst aus dem Hause der Miseron.  Ferdinand Eusebio geriet in Zahlungsschwierigkeiten. Nach seinem Tode am 17. Juli 1684 bat die Witwe (2. Ehe) Maria  Elisabeth Miseroni von Lisone, geborene Tichtl von Tutzingen um Überlassung der Kristallschneiderei  sowie des Quartiers.  Der kaiserliche Oberkämmerer Gundaker von Dietrichstein veranlasst die Auszahlung der noch ausstehenden Arbeitskosten und übergab das Amt des Schatzmeisters in Prag an Franz Leux von Leuxenstein.  Die letzten ausstehenden Zahlungen erhielt die Witwe erst im November 1696 aus der Staatskasse. [8-188] Damit endete die ruhmreiche Geschichte der Steinschneidewerkstatt Miseroni in Europa.

1707 wird ein Vaclav  Dionysio Miseroni als Besitzer des Cestiner Landes erwähnt,  ein Enkel Dionysios (Sohn von Ritter Johann Oktavius) als er einen Teil seiner Wälder verkaufte, um dort ein Glasbläserdorf entstehen zu lassen.  Vaclav Dionysio Miseroni von Lisone kaufte 1716 ein Haus in der Ortschaft Teresov, (bei Zbiroh) und baute sich dort bis 1723 eine barocke Burg. 1737 wird die Familie Miseroni dort noch erwähnt.  Zbiroh liegt an der Autobahn Prag-Pilsen (Exit 41), Teresov wenige Kilometer dahinter. Die Burg existiert noch immer.  Das Schloss Krassov ist nur wenige Kilometer von Zbiroh entfernt. Zu den Besitztümern der Familie Miseroni gehörte auch die Burg Tèchobuz (1722). Eigentümer war evtl. ein Gotthard Miseroni von Lisone. Er soll um 1690 ein Dorf Stremir gekauft haben (bei Sedlec). Ein festes Haus (nicht das Schloss Jemniste) in Jemniste soll diesem Familienzweig gehören. Tèchobuz liegt westlich an der Autobahn zwischen Prag und Brünn (Exit 66) Weitere Informationen werden noch erarbeitet, und können erst nach einem Besuch vor Ort geklärt werden. [11]

[2], [3]

Ferdinand Eusebius Miseroni von Lisone

* 1639, + 1684

Barbara Schuster von Goldburg

1. oo

Maria Elisabeth Tichtl von Tutzingen

2. oo

 

Anna Barbara Miseroni von Lisone

*1663 , +1712

Wenzel Friedrich Miseroni von Lisone

*1665, +1692

Maria Katharina Miseroni von Lisone

+1667, +1671

Leopold Josef Miseroni von Lisone

*1671,+1708

Johann Ignaz Miseroni von Lisone

*1671, +1718

Johann Karl Miseroni von Lisone

*1674, +1738

Johann Paul Miseroni von Lisone

*1677, +1747

Marie Therese Miseroni von Lisone

* 1679, +>1700 

Marie Elisabeth Miseroni von Lisone

*1682, +1743

Die Familie nach dem Ende der Werkstatt  / The family after the end of the workshop

Die Familie blieb auch in den folgenden Jahren in Adelskreisen, Vermählungen mit den Häusern von Frankenfeld, von Petersdorf, von Vacinov, von Cernosic, von Aschfeld von Hostin, von Ehrenkronvon Kvetnice, von Gemsenburg, von Langenburg, von Most, von Venznik, von Malovec, von Broz sind dem Stammbaum zu entnehmen (liegt dem Verfasser vor). Der Familienname reiste so durch ganz Europa und ist auch heute noch in weiten Teilen anzutreffen. Der Name veränderte sich hierbei je nach Landessprache in Miseron von Lison, und allen weiteren denkbaren Schreibweisen (Miseronovè, Misseron, Miserony, Misseroni, Lisony, Lyson, Lisonu u.s.w.). In einigen Ahnenlinien ging der Name Misernoni verloren,  es blieb nur der Adelsname Lison (bspw. polnische Linie), oder dieser ging verloren (bspw. Misernové,  tschechische Linie).

[2], [3]

Johann Karl Miseroni von Lisone

*1674, +1738

Barbara Luzicka

oo

 

Barbara Therese Miseroni von Lisone

*1721, + >1740

Wenzel Martin Miseroni von Lisone

*1723, +1798

Johann Nepomuk Miseroni von Lisone

*1726, +1729

Anton Bernhard Miseroni von Lisone

*1728, + (?)

Ferdinand Josef Miseroni von Lisone

*1731, + (?)

Maria Anna Miseroni von Lisone

* 1734, +1810

 Als besonders kinderreich kann die Linie des Vaclav (= Wenzel) Martin Miseroni von Lisone verfolgt werden.  Ihm sind mit seiner Frau Marie Vasinovska 18 Kinder nachzuweisen.

[2], [3]

Wenzel Martin Miseroni von Lisone

*1723, +1798

Marie Vasinovska

oo

 

Josef Leopold Miseroni von Lisone  --> Stammbaum der Familie Jurziczek

*1748, +1817

Anna Marie Miseroni von Lisone

* 1750, + (?)

Barbara Katherina Miseroni von Lisone

* 1752, + (?)

Martin Wenzel Miseroni von Lisone

*1754, + (?)

Josefa Miseroni von Lisone

*1756, +1820

I

I

Katherina Miseroni von Lisone

*1757, + (?)

Anna Miseroni von Lisone

*1760, +1806

Franz Miseroni von Lisone

*1762, +1763

Wenzel Miseroni von Lisone

*1764, +1768

Therese Miseroni von Lisone

* 1764, + (?)

Katherina Miseroni von Lisone

*1767, + (?)

Wenzel Martin Miseroni von Lisone

*1768 , +(?)

Johann Wenzel Miseroni von Lisone

* 1771, + (?)

Johann Ignaz Miseroni von Lisone

* 1772, + (?)

Marie Josefa Miseroni von Lisone

* 1774, + (?)

Marie Eva Miseroni von Lisone

*1777, +1800

Therese Miseroni von Lisone

*1782, +1809

Diese kurze, keinesfalls vollständige  Reise durch die Familiengeschichte der Miseroni zeigt, wie verbunden die Miseroni mit der Kunstgeschichte der späteren Renaissance und des frühen Barock in Europa ist.  Die Kunst bereichert noch heute zahlreiche Museen und Privatsammlungen auf dem Kontinent und zählen zu sehr hoch gehandelten Kunstobjekten. Auch zeigt die reise durch die Familiengeschichte, dass die Miseroni nicht nur in der Kunst tätig waren, sondern auch hohe militärische Würdenträger stellten und sich an der Verwaltung Böhmens beteiligten. Die Familie Miseroni ist eng mit der böhmischen Geschichte verbunden, was in den Geschichtsbüchern nachzulesen ist. [2-75] Zur tieferen Betrachtung der Thematik empfehle ich die Literatur- und Quellhinweise dieser Webseite.  Zu Fragen kontaktieren Sie bitte den Webmaster, gerne werden auch Verlinkungen verwandter Stammbäume eingearbeitet. Eine komplette Stammtafel der Familie Miseroni ist hier aufrufbar.


Quellenangaben: [Listennummer-Seitenzahl]

[1] Rudolf Distelberger, “Archivnotizen zur Familie Miseroni in Mailand”, in Jahrbuch des Kunsthistorischen Museums Wien, Band 1, 1999, Seiten 310 - 314

[2] František und Miroslav Skrivánek “Die Familie Miseroni und die Entwicklung ihres Wappens”, in Adler, Zeitschrift für Genealogie und Heraldik, Heft 3 Juli/September 1983

[3] Stammbaumunterlagen aus dem privaten Familienarchiv des Autors

[4] Paolo Morigi, in “La nobilitá di Milano V”, erschienen in Milano 1595, Seite 291

[5] Adelsurkunde aus dem Jahr 1608, Österreichisches Staatsarchiv, Abt. Allg. Verwaltungsarchiv, Reichsadelsakten

[6] Gutta Veidl, “Die Prager Bruck” historischer Roman um 1910 geschrieben, 1943 veröffentlicht im Andree Verlag, Prag

[7] Rudolf Distelberger, “Beobachtungen zu den Steinschneiderwerkstätten der Miseroni in Mailand und Prag”, erschienen im Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien, Band 74, 1978

[8] Rudolf Distelberger, “Dionysio und Ferdinand Eusebio Miseroni”, erschienen im Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien, Band 75, 1979

[9] O.J. Blazicek, “Škréta´s Family Portait of Dionysio Miseroni”, erschienen in Spring Books London, 1964

[11] Hrady, zámky a tvrze v Cechách, na Moravé a ve Slezsku,  Band 4,  Prag, 1985, Übersetzung von Markus Jurziczek von Lisone, vielen Dank an Michaela Lelék aus Norwegen

[P1] Foto mit freundlicher Genehmigung des Kunsthistorischen Museums Wien (KHM) für die private Nutzung  verwendbar

Legende für die Stammbaumtabellen:

 * Geboren/born,  + Gestorben/ died,   > Datum ist größer als/after then,  < Datum ist kleiner als/before then,   oo Geheiratet/married

Autor/Author: Markus Jurziczek von Lisone, 4/2005

 
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